Exjugoslawien: Umkämpfte Vergangenheiten von Todor Kuljic
Schriftenreihe (Bd. 1091) der Bundeszentrale für politische Bildung:
Im Jahr 2003 wurde aus dem verbliebenen Reststaat "Bundesrepublik Jugoslawien" der Staatenverbund "Serbien und Montenegro". Nachdem die übrigen Teilstaaten bereits zu Beginn der Neunzigerjahre ihre Souveränität erklärt hatten, ...
Schriftenreihe (Bd. 1091) der Bundeszentrale für politische Bildung:
Im Jahr 2003 wurde aus dem verbliebenen Reststaat "Bundesrepublik Jugoslawien" der Staatenverbund "Serbien und Montenegro". Nachdem die übrigen Teilstaaten bereits zu Beginn der Neunzigerjahre ihre Souveränität erklärt hatten, endete damit für die Völker Exjugoslawiens endgültig die Zeit gemeinsamer Erfahrungen. Ausgelöst und intensiviert durch den Bürgerkrieg auf dem Balkan, entwickelten die neuen Nationalstaaten vielfach antijugoslawisches, nationalistisches Gedankengut. In Verbindung mit Umdeutungen, Verharmlosungen, Verdrängung und Schuldzuweisungen an die jeweils anderen prägte sich so ein ethnozentrisches Geschichtsbild aus, in dem das eigene Volk zum kulturell überlegenen Opfer stilisiert wird. Der Soziologe Todor Kuljić analysiert und kritisiert diese aktuelle Erinnerungskultur im postjugoslawischen Raum.