Von der Du- zur Ich-Botschaft
Wie könnten Sie sich so ausdrücken, dass ein anderer Mensch verstehen kann, worum es Ihnen geht und was Sie wollen, ohne sich angegriffen zu fühlen? Die genaue Struktur und das Geheimnis einer solchen "Ich-Botschaft" wird in diesem Artikel genauer unter die Lupe genommen.
Die
Streitschule Linz + Graz |
Von
der Du- zur Ich-Botschaft
Wie könnten Sie sich so ausdrücken, dass ein anderer Mensch verstehen
kann, worum es Ihnen geht und was Sie wollen, ohne sich angegriffen zu fühlen?
In der Kommunikationspsychologie heißt eine adäquate Form, Einblick
in die eigene Welt zu gewähren, „Ich-Botschaften“.
Schauen wir uns Struktur und Geheimnis einer Ich-Botschaft an:
Bereiten Sie die Basis für das Gespräch
- Wahrnehmung:
Beschreiben Sie das Verhalten oder Geschehen
( Kamerablick / Nicht die Person oder den Charakterangreifen!! )
- Wirkung:
Benennen Sie die greifbaren und konkreten Konsequenzen für Sie selbst, und benennen Sie Ihre Gefühle.
- Wichtig:
Erklären Sie, welche Bedürfnisse oder Werte, mit diesen Gefühlen verbunden sind.
- Wunsch:
Sagen Sie, was Sie sich wünschen oder worum Sie bitten (konkretes Tun des Anderen).
Beispiel:
Eine Kollegin erscheint mit 20-minütiger Verspätung am vereinbarten
Treffpunkt.
Helene, wir sind seit 20 Minuten hier verabredet (Wahrnehmung/Benennung). Ich ärgere
mich, weil ich mich besonders beeilt habe und hier seit 20 Minuten in eisiger
Kälte stehe (Wirkung). Mir ist Pünktlichkeit wirklich sehr wichtig
(Wichtig/Bedürfnisäußerung). Bitte
rufe mich doch auf meinem Handy an, wenn du nicht rechtzeitig kommen kannst
(Wunsch).
Sie finden noch weitere kleine
Situationsbeispiele, die Sie alleine, mit Ihrem Partner oder mit Ihren Kollegen
durchspielen können. Ihre Aufgabe ist
es, der Reihe nach Ihr Anliegen in einem dieser Konflikte in Form einer Ich–Botschaft
zu formulieren.
Wenn Sie die Übungen mit anderen Personen durchführen, sagen diese,
was die Formulierung in ihnen auslöst, und wann sie in Ordnung ist. Manchmal
muss darum etwas gerungen werden ! Formulieren Sie in direkter Rede.
Frau Hesse ist sauer auf ihre Kollegin Frau
Wrede, weil diese ihren Teil an einem gemeinsamen
Projekt nicht
gemacht und erklärt hat, sie fände
das Projekt sowieso doof und unnötig. Frau Hesse wird dadurch in ihrer
Arbeit extrem aufgehalten. Sie hat auch keine Lust, der Kollegin hinterher
zu rennen.
Der Schulleiter sieht, dass eine seiner Lehrerinnen, Frau Hornung, einen riesigen
Wirbel um jeden kleinen Konflikt zwischen den Schülern macht. Sie möchte
die Streitschlichtung einführen – macht es aber mit so viel Druck,
dass die anderen Lehrer und die Schüler schon gar keine Lust mehr dazu
haben. Es ist dicke Luft im Kollegium, und er muss ihr das sagen.
Herr Hamm hat sich von seinem Assistenten eine Rede schreiben lassen. Er hatte
keine Zeit, sie vorher durchzulesen und ist damit richtig baden gegangen.
Die Rede war langatmig – mit Fremdworten gespickt und völlig ohne
Witz. Die Zuhörer sind entweder eingeschlafen oder raus gegangen. Herr
Hamm war gründlich peinlich blamiert. Vor kurzem hat Herr Hamm seinem
Assistenten eine gehörige Gehaltserhöhung verschafft. Jetzt bereut
er es.
Formulierungshilfen
für die Ich-Botschaft
Weil, weil, weil…
Bei der Ich-Botschaft sprechen Sie über sich selbst und Ihre Bedürfnisse.
Dies ist für die meisten Menschen ungewohnt - darum hier ein paar Formulierungshilfen.:
Ich bin z.B. wütend (ärgerlich, irritiert = Gefühl)
- weil mir z.B. Offenheit (Freundschaft, Kundenzufriedenheit = Bedürfnis) so wichtig ist.
- weil ich ..................... brauche.
- weil ich so großen Wert auf .................... lege.
- weil mir ..................so am Herzen liegt.
- weil ....................... für mich einfach dazu gehört.
- weil ich so gerne ................... habe/hätte.
- weil .................. für mich ein ganz zentraler Punkt ist.
- weil ich .................. an Menschen so besonders schätze.
Kriterien
für erfolgreiche Bitten oder Wünsche
Ihre Bitten oder Wünsche
sind wahrscheinlich
nicht erfolgreich, wenn Sie
- Gefühle einfordern statt konkreten
Verhaltens.
z.B. "Ich möchte, dass du mich akzeptierst" - abstrakt und vage
formulieren.
z.B. "Ich möchte mich bei dir geborgen fühlen." (Was heißt das konkret?) - Vergleiche ziehen.
z.B. "Ich möchte, dass du genau so ordentlich bist wie Hans!" - beschreiben,
was Sie nicht möchten.
z.B. "Ich möchte nicht, dass du permanent mit deiner Exfrau telefonierst!"
Ihre Bitten und Wünsche haben
am ehesten Erfolg, wenn Sie
- positiv formulieren.
- ganz konkret realistisches Handeln und Verhalten beschreiben.
- dem Angesprochenen Entscheidungsfreiheit lassen.
Die Form, in der Sie den Wunsch
oder die Bitte äußern, hängt
davon ab, in welcher Situation der Konflikt entstanden ist. Wenn Sie bei Freunden
oder anderen Gleichrangigen statt Wünschen oder Bitten versteckte Forderungen
vortragen, werden Sie kein Glück haben bzw. Widerstand erzeugen. Ob es
sich bei Ihren Worten in Wahrheit um Forderungen handelt, können Sie leicht
selbst an Ihrer Reaktion auf ein "Nein" Ihres Konfliktpartners feststellen.
Wenn Sie es schlicht unmöglich finden, dass er Ihre Bitte ablehnt, wenn
Sie auf Rache sinnen oder Sanktionen planen, dann haben Sie wahrscheinlich
in Wirklichkeit eine Forderung.
Quelle: |
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